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Die Waldsiedlung

Bernau bei Berlin, fälschlicherweise meist nach dem nahegelegenen Ort Wandlitz als Waldsiedlung Wandlitz bezeichnet, ist eine eineinhalb Quadratkilometer große Wohnsiedlung. Sie entstand ab 1958 für viele Mitglieder des Politbüros des ZK der SED. Das bewachte Gelände wurde nach der Wende geöffnet, umgestaltet und in großen Teilen neu bebaut. Es liegt auf dem Gebiet der Stadt Bernau und ist seit 2001 ein offizieller Stadtteil von Bernau.

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Geschichte

Bau und Bezug

Bebauungsplan Waldsiedlung 1959-1989

Die Siedlung wurde 1958 bis 1960 auf Beschluss des SED-Politbüros inmitten eines Waldgebietes gebaut, das bei der einheimischen Bevölkerung als Schießstände bekannt war. Die fertige Siedlung, in die zunächst 23 Politiker mit ihren Familien einzogen, unterstand der Hauptabteilung Personenschutz des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Die Mitglieder des Politbüros konnten dort besser gesichert werden als in ihren Villen am Majakowskiring in Berlin-Niederschönhausen. Den Wohnsitz in der Waldsiedlung zu nehmen war spätestens mit der Berufung in das Politbüro für deren Mitglieder obligatorisch.

Sicherung 

Die Abschirmung war von außen nicht unmittelbar erkennbar. Der äußere Ring wurde durch einen Maschendrahtzaun umsäumt, an dem Schilder mit dem Hinweis auf ein Wildforschungsgebiet hingen. Der innere Ring, der nur teilweise vom äußeren Ring umschlossen war, war mit einer zwei Meter hohen und rund fünf Kilometer langen grün angestrichenen Beton-Sicherungsmauer umgeben und durfte nur mit Sonderausweis betreten werden. Die vier Tore wurden von Soldaten des MfS und des Wachregiments Feliks Dzierzynski bewacht. Zusätzlich war die PS-Wache (Hauptabteilung Personenschutz) eingesetzt. Insgesamt umfasste der Sicherungsbereich 33 Postenbereiche, einschließlich der Postenbereiche 32 (Badestelle Liepnitzsee) und 33 (Haus am See – Sommerhaus der sowjetischen Botschaft). Zwei Posten waren in vorgelagerten Wachtürmen untergebracht. Die Bewachung wurde als „Militärisch-operativer Sicherungsdienst“, unter Diensttuenden mit „MOS“ bezeichnet.

Die Sicherungsposten hatten einen pilzförmigen Unterstand mit einem aus dem Bergbau bekannten explosionsgeschützten Telefon. Die Tore wurden zusätzlich zu den Posten auch per Video überwacht. Die grüne Mauer war nachts etwa alle 30 Meter mit einer Leuchtstofflampe beleuchtet. Bei Nebel wurde eine zweite nach oben leuchtende dazugeschaltet. In einigen Abschnitten waren Signalanlagen auf der Mauer befestigt. Die Posten hatten jeweils über 24 Stunden Dienst und wurden in dieser Zeit vier Mal aufgeführt.

Leben in der Siedlung


ehemaliges Haus 11 (Honecker), heute Habichtweg 5, Bauzustand 2010

Die Waldsiedlung bestand im inneren Ring aus 23 ein- und zweistöckigen Einfamilienhäusern mit teils 7 und teils 15 Zimmern, letztere mit 180 Quadratmetern Grundfläche, einem Klubhaus mit Arztpraxis, Schwimmbad, Sauna, Kino und Gaststätte, einem Handfeuerwaffen-Schießstand und einem Sportplatz mit Tennisanlage. Im äußeren Ring (die beiden Ringe lagen in Wirklichkeit nebeneinander) gab es unter anderem eine Gärtnerei, eine Poliklinik sowie Wohn- und Sozialgebäude für Angestellte und Wachpersonal. In der Siedlung wohnten die Funktionäre auf einem für DDR-Verhältnisse sehr hohen Niveau. Über eine als Ladenkombinat bezeichnete Verkaufseinrichtung gelangten die Bewohner in den Genuss von hochwertigen DDR- und Westerzeugnissen sowie eines außergewöhnlichen Angebots an Frischobst und -gemüse. Nahezu jeder Einkaufswunsch, ggf. auch mittels Bestellung per Katalog, konnte erfüllt werden. Als während der Wende die Sendung Elf 99 des DDR-Fernsehens den relativen Luxus von Wandlitz zeigte, trug dies zur Empörung der Bevölkerung über das Regime bei.

Ein Stab von über 60 Hausangestellten sorgte sich um alle Aspekte des täglichen Lebens. Die Mitglieder der Partei- und Staatsführung leisteten sich in der Waldsiedlung einen Lebensstil, der weit über dem eines normalen DDR-Bürgers lag. Dies und die Abschottung von der eigenen Bevölkerung trugen zur Entfremdung zwischen der Führung und dem Volk bei und wurden während der Wende, aber auch schon zuvor, immer wieder scharf kritisiert. Verglichen mit der Führung anderer Staaten war der Lebensstandard in der Waldsiedlung jedoch bescheiden.

Ehemalige Bewohner der Waldsiedlung (Auswahl) 

Alphabetisch sortiert (in Klammern die ehemalige Hausnummer) laut Paul Bergner: Die Waldsiedlung
  • Hermann Axen – Mitglied des Politbüros (16, später 21)
  • Horst Dohlus – Mitglied des Politbüros (9)
  • Werner Felfe – Mitglied des Politbüros (23)
  • Otto Grotewohl – von 1949 bis 1964 Ministerpräsident der DDR (1, später 21)
  • Herbert Häber – Mitglied des Politbüros (17)
  • Kurt Hager – Mitglied des Politbüros, maßgeblich für Kultur- und Bildungspolitik der DDR verantwortlich (18)
  • Joachim Herrmann – Mitglied des Politbüros und Chefredakteur der Zeitung Neues Deutschland (12)
  • Erich Honecker – Staatsratsvorsitzender der DDR (11)
  • Margot Honecker – Ministerin für Volksbildung in der DDR und Ehefrau von Erich Honecker (11)
  • Werner Jarowinsky – Mitglied des Politbüros (15)
  • Günther Kleiber – Mitglied des Politbüros und Vertreter der DDR beim RGW (5)
  • Egon Krenz – kurzzeitig Staatsratsvorsitzender der DDR (4)
  • Werner Krolikowski – Mitglied des Politbüros und stellvertretender Vors. des Ministerrates (8)
  • Ingeburg Lange – Kandidatin des Politbüros, Vorsitzende der Frauenkommission des Politbüros (20)
  • Bruno Leuschner – Mitglied des Politbüros und ehemaliger Vorsitzender der staatlichen Plankommission (4)
  • Erich Mielke – Minister für Staatssicherheit der DDR (14)
  • Günter Mittag – ehemaliges Mitglied des Politbüros und ZK-Sekretär für Wirtschaftsfragen (6)
  • Erich Mückenberger – Mitglied des Politbüros und Leiter der Zentralen Parteikontrollkommission (2)
  • Konrad Naumann – Mitglied des Politbüros und Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin (16)
  • Alfred Neumann – Mitglied des Politbüros und stellvertretender Vors. des Ministerrates (10)
  • Albert Norden – Mitglied des Politbüros (17)
  • Günter Schabowski – Mitglied des Politbüros und Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin (19)
  • Gerhard Schürer – Mitglied des Politbüros und Vorsitzender der staatlichen Plankommission (7)
  • Horst Sindermann – Präsident der Volkskammer der DDR (3)
  • Willi Stoph – Vorsitzender des Ministerrates der DDR (1)
  • Harry Tisch – Mitglied des Politbüros und ehemaliger Vorsitzender des FDGB (22)
  • Walter Ulbricht – früherer Vorsitzender des Staatsrats der DDR (7)

Auflösung der Politikersiedlung und Nachnutzung 


Erste Kurgäste in der Brandenburg Klinik, Januar 1990

1989 mussten die Bewohner auf Beschluss der DDR-Regierung unter Ministerpräsident Hans Modrow die Siedlung verlassen. 1990 wurde die Brandenburg Klinik Bernau als erstes großes Rehabilitationszentrum in den neuen Bundesländern auf dem Gelände der Waldsiedlung errichtet. Mit dem Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 begann ein umfassendes Bau- und Renovierungsprogramm.

Außer den Reha-Kliniken und andere neu gebauten Einrichtungen wurden die früheren Wohngebäude vermietet. Eine Vielzahl neuer Wohnhäuser ist hinzugekommen. Ein komplett angelegtes erweitertes Wegesystem mit den Hauptachsen Brandenburgallee (West-Ost-Richtung) und Kurallee (Nord-Süd-Richtung) erschließt den Bernauer Stadtteil.

Aktuelles Leben in der Waldsiedlung

Gesundheit und Gewerbe

Ab 1990 erfolgte die schrittweise Umwandlung der Häuser der Waldsiedlung in medizinische und Betreuungseinrichtungen unter der Leitung des ehemaligen stellvertretenden Ministers für Gesundheit der DDR, Ulrich Schneidewind. Per Dezember 2011 sind auf dem Gelände vorhanden:


Haupthaus der Brandenburg-Klinik
  • das Unternehmen Michels-Kliniken mit dem Komplex Brandenburg-Klinik (Brandenburgallee 1). Diese Klinik beheimatet Fachabteilungen für Neurologie in den Behandlungsphasen B (75 Akutbetten im Krankenhausbedarfsplan des Landes), C und D, Psychosomatik sowie Orthopädie und Kardiologie. Mit einer Aufnahmekapazität von insgesamt 700 stationären Patienten ist die Brandenburg Klinik das größte Haus im Unternehmensverbund der Michels Kliniken. Die einzelnen Fachbereiche verteilen sich auf mehrere Häuser wie folgt: Klinik I Haus Brandenburg, Klinik II Haus Barnim, Klinik IV Haus Havelland, Klinik VI Haus Berlin, Klinik V Parkklinik.
  • Die Kindernachsorgeklinik Berlin-Brandenburg ist eine gemeinnützige familienorientierte Rehabilitationsklinik für herz- und krebskranke Kinder und Jugendliche mit 100 Betten. Sie wird durch „Carpe diem“, einen Förderverein für krebskranke Kinder, betreut.
  • das Wachkoma-Zentrum im Regine-Hildebrandt-Haus
  • das Seniorenzentrum Haus Birkenhof für 99 Bewohner (Johann-Strauß-Str. 2)
  • die Seniorenresidenz Lindenhof (2003 eröffnet; Offenbachstr. 150), eine Wohnanlage mit insgesamt 65 Zwei- oder Dreizimmerwohnungen

Außerdem haben sich in einigen vorhandenen oder neu errichteten Hallen Firmen angesiedelt wie Möbel-Wolf (Lager, Spedition, Werksverkauf), eine Lebensmittelkette oder eine Gärtnerei.

Wohnbereich 

Ein Netz aus elf Straßen in West-Ost- und drei Straßen in Nord-Süd-Richtung erschließt das Gelände. Für die Bewohner gibt es Dienstleister wie Friseur, Kosmetik, Schneider, Arztpraxen, Restaurants, Imbiss. Eine Sonderschule für geistig Behinderte und eine Montessori-Schule vervollständigen das Angebot.

Kunst in der Siedlung 


Keiler von Waldemar Grzimek, heute Zufahrt Klinik I nahe Haupteingang

Auf dem Gelände wurden nach Fertigstellung der Bebauung zahlreiche Kunstwerke aufgestellt. Dazu gab es eine Kommission, die aus bereits vorhandenen Skulpturen eine Auswahl traf. Etwa 13 Bronzefiguren wurden dann vor Gemeinschaftseinrichtungen wie dem Schwimmbad, dem Sportplatz oder der Verkaufseinrichtung und in Hausgärten aufgestellt, beispielsweise Ruhender Tänzer von Waldemar Grzimek am Haus von Günter Schabowski, Stehender Akt von Lore Plietzsch im Garten von Werner Krolikowski. Weitere Figuren und Kunstwerke, auch aus Sandstein, von bekannten Künstlern wie Walter Arnold oder Gerhard Geyer, ein Terrakottabild und ein Mosaik der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger, Putzkeramik von Heidi Manthey und Kunstschmiedearbeiten an Zäunen und Toren schmückten ebenfalls die weitläufige Anlage.

Einige der Kunstwerke wurden nach 1990 gestohlen oder bei der Umwandlung des Geländes zu einer Klinik an neue Standorte umgesetzt. Im Frühjahr 2010 verschwanden weitere Skulpturen, was von den Verantwortlichen der Klinik und vom Kulturdezernenten der Stadt Bernau mit Sicherstellung und fachgerechter Sanierung erklärt wurde. Im Herbst 2011 befinden sich von den Skulpturen nur noch der Keiler von Waldemar Grzimek und das Fritz Kühn zugeschriebene schmiedeeiserne Haupttor im Gelände.

Verkehrsanbindung

In der Bauphase war das Waldareal nur über unbefestigte Sandwege erreichbar. Danach erhielt die Siedlung durch Verlegung der Fernverkehrsstraße 273 (heute Bundesstraße 273) aus der Wandlitzer Ortsmitte in eine Ortsumfahrung einen vierspurigen Autobahnanschluss. Die frühere Verbindungsstraße zwischen Bernau und Wandlitz wurde teilweise in die neue Verbindung einbezogen. Ihr verbliebener südlicher Teil bildet heute die Landesstraße L 304. Die jetzigen Bewohner der Siedlung sowie die Patienten und Gäste der Klinikeinrichtungen können eine Anfang der 2000er Jahre eingerichtete neue Busverbindung (Linie 894) der Barnimer Bus-Gesellschaft (BBG) nutzen. Sie ermöglicht Anschlüsse an die S-Bahn in Bernau oder an die Heidekrautbahn in Wandlitz.

 

Quelle: Wikipedia